Nonkonformität, Verweigerung und Widerstand im Nationalsozialismus
Gemeinsam bilden die drei Begriffe das weite Feld der Haltungen und Handlungen ab, mit denen einzelne zwischen 1933 und 1945 in verschiedenen Situationen, aus unterschiedlichen Anlässen, mit nicht vergleichbaren Möglichkeiten und Mitteln, quer durch die Gesellschaft sich dem nationalsozialistischen Faschismus entgegenstellten. In einem Konvolut von Dokumenten finden sich Versatzstücke der Biografien dieser Verfolgten und Widerstandskämpfer:innen. In einer Ausstellung und auf dieser Website zeigen wir Archivalien, die Hinweise auf sie enthalten, geben Einblicke in die Recherchen und stellen Biografien vor.
Die Dokumente
Täterdokumente reduzieren die Prozesse mannigfacher Verfolgung, und Inhaftierung, die oft mit Ermordungen endeten, auf formale Verwaltungsakte. Sie sind angelegt, das Interesse der Verfolgungsbehörden und damit die Systematik der KZ zu bedienen, so dass der einzelne Inhaftierte und dessen Individualität auflöst werden. Beispielhaft hierfür stehen die „Schreibstubenkarten“ und die „Effektenkarten“, die den Prozess des Entindividualisierung, den „Zugang“ in ein KZ, dokumentieren. Die wenig erhaltenen Egodokumente, seien es Briefwechsel, Abschiedsbriefe, persönliche Notizen, erlauben darüber hinaus eine persönlichere Annäherung an die Personen, ihre Haltungen und dessen, was ihnen widerfuhr.
Die Biografien
In der Ausstellung zeigen wir ausgewählte Archivalien und kontextualisieren diese so, dass biografische Einblicke entstehen, die Reaktionen auf die faschistische NS-Politik und den Terror spiegeln, Handlungsspielräume thematisieren, Mut, aber auch Resignation bis zur Flucht in den (Selbst)Mord zeigen. Es geht in der Ausstellung darum, die Dokumente in ihrer visuellen Breite und Typisierung zu zeigen. Deshalb enthalten die Ausstellungstafeln selbst wenig Text und sind mit einem QR-Code versehen, der zur Webseite führt. Hier werden die historischen Biografien vertieft, entdeckte Dokumente vorgestellt und Interpretationsmöglichkeiten aufgezeigt. Die Website differenziert also Inhalte der Ausstellung.
Die Projektteilnehmer:innen
Ein weiterer zentraler Teil der Ausstellung lenkt den Blick auf die Projektteilnehmer:innen. Auf der Website finden sich Interviews und Podcasts, in denen beteiligte Jugendliche und junge Erwachsene Einblicke in ihre Archivarbeit, ihre Methoden und Ergebnisse geben. Manche ziehen auch in zeitlichem Abstand Bilanz, wie die Recherchen und das biografische Arbeiten nicht nur ihren Blick auf Geschichte, sondern auch auf die Gegenwart, auf den Prozesscharakter menschlichen Handelns, mit seinen Ambivalenzen und Handlungsspielräumen, gelenkt, verändert und geschärft haben. Die Teilnehmer:innen werden damit sowohl zu Sprecher:innen historischer Ereignisse und Personen als auch Gestaltende ihre Lebenswelt. In der Ausstellung geben die Zitate auf den Tafeln kleine Einblick in ihren Reflexionsprozess und ihre individuelle Begegnung mit einer Biografie. QR-Codes verlinken zu den vollständigen Interviews / Podcasts auf der Website.
Zusammengefasst:
Während die Ausstellung den Fokus auf die erhaltenen Dokumente oder auf Zitate legt und diese in ihrer visuellen Breite präsentiert, bietet die Webseite eine ausdifferenzierte Struktur, sortiert nach Personen. Hier sind Biografien rekonstruiert, entdeckte Dokumente vorgestellt, Interpretationsmöglichkeiten aufgezeigt. Gleichzeitig dokumentieren unterschiedliche Formate wie Video-Interview, Podcast und Text die Perspektiven der jungen Forschenden, ihre Begegnung mit den Quellen, die Formen und Bandbreite von „Widerstand“ und die Wirkungsweise von Erinnerungsarbeit.
Website und Ausstellung laden damit dazu ein, sich vertiefend mit den Geschehnissen der NS-Zeit und der Frage nach Nonkonformität, Verweigerung und Widerstand zu beschäftigen.

Brücher, Thomas / 05.01.1904
Brücher, Thomas / 05.01.1904„Er bringt Unruhe in die Öffentlichkeit“Text von Ronja Weber Thomas Brücher wurde am 19. Oktober 1944 von ...

Clara / Paula
Studienfahrt nach Dachau im Juni 2018 – Ein Rückblick im Januar 2022 „Dieser Besuch in Dachau … hat einen … ...

Diefenbach, Friedrich (Fritz / Frédéric) 25.06.1896
Friedrich Diefenbach wird am 25. Juni 1896 in Mainz als Sohn von Wilhelm Diefenbach und Sophie Petry geboren. Sein Vater ...

Dieter, Johann (Johannes, Hans) / 10.05.1908
Johann Dieter wird am 10. Mai 1908 in Arheilgen bei Darmstadt geboren. Er erlernt den Beruf des Weißbinders (Maler) und ...

Dillmann, Ernst /05.10.1904
Ernst Dillmann wird am 5. Oktober 1904 in Darmstadt geboren. In seinem erlernten Beruf als Gärtner findet er keine Anstellung, ...

Doster, Gustav / 17.11.1904
Gustav Doster (Darmstadt 1904 – Hallstavik/Schweden 1977) Gustav Doster engagiert sich seit seiner Jugend in der Syndikalistisch-Anarchistischen Jugend Deutschlands (SAJD) ...

Engel, Ernestine Marie / 03.08.1896
Die bekennende Sozialdemokratin Maria Ernestine Engel war Gegnerin der NS-Diktatur und wurde mehrere Male Opfer von Denunziationen, freiwilligen Anzeigen aus ...

Fillsack, Hans / 12.01.1906
„Mierendorff hatte vorher nicht geglaubt, daß die Gestapo die Leute mißhandeln würde. Als er jedoch meine Blutergüsse am Kopf und ...

Fittkau, Ludger
"Ich war immer schon fasziniert von Menschen, die in der Vorgeschichte des Nationalsozialismus Widerstand leisteten, die also bereits zu Zeiten ...

Fleck, Karl / 05.03.1881
Karl Fleck (* 5. März 1881 in Arheilgen) wird nach dem Besuch der Volksschule Eisenbahner. 1920 tritt er der gerade ...

Fröba, Georg / 27.11.1896 / Verrat an Georg Fröba
“Mein Leben war ein Dienen für die Kleinen und Werktätigen.” Georg Fröba, 27. Oktober 1944 Georg Fröba wächst in einer ...

Götz, Peter / 24.09.1912
Peter Götz, geb. am 23. September 1912 in Hähnlein, erlernt das Handwerk des Installateurs. Er wird in den späten 20er ...

H., Esther
„In der Pubertät ist das, glaube ich, auch so, dass man das wahnsinnig ernst nimmt. Alles. Ich bin dann direkt ...

H., Ida
Also, es hat definitiv Verbindungen zur Gegenwart, klar. Aber trotzdem fühlt es sich irgendwie an, als wäre es in einer ...

Hock, Waltraud/ Waltraut
Waltraud Hock und ihre Familie passen nicht in das Menschenbild des NS-Regimes. Sie wollte Freiheit und Freude im Leben sowie ...

Jünger, Friedrich / 06.08.1912
Friedrich Jünger, „in Darmstadt als konsequenter und überzeugter Antifaschist bekannt“, bleibt während der gesamten NS-Zeit aktiv im Widerstand, obwohl er ...

Leinau, Alfred / 02.08.1909
„Im Jahre 1931 schloss ich mich in Darmstadt der Freien-Arbeiter-Union (Anarcho-Syndikalisten) als Mitglied an. Eine Funktion übte ich bei dieser ...

Leonhard, Karl / 15.09.1885
„Die russischen Arbeiter kotzen mehr fort, wie die deutschen Arbeiter zu fressen haben!“ Karl Leonhard wurde am 15.September 1885 in ...

Löchel, Paul / 02.04.1919
Paul Löchel wächst im sozialdemokratisch-kommunistisch geprägten Stadtteil Bessungen in Darmstadt auf. Er hat mehrere Geschwister, unter anderem einen älteren (Halb?)Bruder ...

Löchel, Willi / 07.12.1910
Willi Löchel dokumentiert in einem handschriftlichen Lebenslauf seinen Lebensweg bis 1945 und gibt Einblick in das NS-Unrecht und Terror, die ...

M., Leonie
Protest und Denunziation / Leonie, Leistungskurs Geschichte (2018-2020), spricht in diesem Video über ihre Recherchen in den Staatsarchiven Wiesbaden und ...

Ofenloch, Heinrich
Heinrich Ofenloch (13. April 1901 in Münster-Sarmsheim – Februar 1937 bei Madrid). "Du bist im Lager nicht kaputtgegangen, also machen ...

Platzer, Karl / 16.09.1876
Paula liest aus der Gefängnisakte von Karl Platzer"Paula zu Karl Platzer"5:36 PLATZER, Karl / 16.09.1876 Karl Platzer wurde am 16 ...

Rauck, Georg
Doğan M. berichtet über seine Recherchen zu einem lokalen sozialdemokratischen Netzwerk um den ehemaligen Darmstädter Polizisten Georg Rauck. Dazu untersuchte ...

Reitz, Philipp
Philipp Reitz, am 17.05.1900 in Mainz geboren, wird am 10. Juli 1942 in seiner Zelle in der Untersuchungshaftanstalt Kassel tot ...

Schnauber, Hans / 07.10.1904
Hans Schnauber wird am 7. November 1904 in Darmstadt geboren und lebt in der Landgraf-Georg-Straße 70. Nach der Volksschule beginnt ...

Serba, KATHARINA M.
Nicht alle werden nach dem "Bundesgesetz zur Entschädigung für Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung" als „Opfer nationalsozialistischer Verfolgung“ anerkannt. Menschen wie ...

Stephan, Heinrich / 13.06.1901
Heinrich Stephan wurde am 13.06.1901 als Sohn von Elisabeth und Georg Stephan in Darmstadt geboren. Hier lernte er auch seine ...

Sturmfels, Otto / 19.05.1880
Politik liegt Otto Sturmfels am Herzen. 1909 tritt er in die SPD ein. Auch beruflich setzt er sich für die ...

Uta Horstmann
Uta Horstmann hatte schon 1980 am Hungerstreik / Video Eins / der Sinti und Roma im ehemaligen Konzentrationslager Dachau teilgenommen ...

Walther, Wilhelm / 01
Wilhelm Walther wurde am 28. Januar 1889 in Grebenau als ältester Sohn des Dr. Philipp Walther, Oberförster und großherzoglich-hessischer Ministerialrat ...

Walther, Wilhelm / 02 // Karl-Reinhard Volz über Willy Walther
"Irgendwann hat meine Großmutter Anna, also Willys älteste Schwester, festgestellt, dass ich mich so sehr für Willys Nachlass und sein ...

Weigand, Heinrich / 08.05.1909
Weigand, Heinrich / 08.05.1909 Heinrich Weigand wächst in einer Arbeiterfamilie in Darmstadt/Arheilgen auf. Er muss bereits früh in Industriebetrieben arbeiten, ...

Weingärtner, Maria/ Marie / 13.05.1893
Der langwierige Kampf um Gerechtigkeit ist für viele Geschädigte nach 1945 Realität. So auch für Maria bzw. Marie Weingärtner, die ...