Weigand, Heinrich / 08.05.1909



Heinrich Weigand wächst in einer Arbeiterfamilie in Darmstadt/Arheilgen auf. Er muss bereits früh in Industriebetrieben arbeiten, um zur Existenzsicherung der Familie beizutragen. Trotz erfolgreicher Gesellenprüfung als Platten- und Fliesenleger findet er keine feste Arbeit. 1930 schließt er sich der anarchosyndikalistischen Freien Arbeiter-Union Deutschlands (FAUD) an.

Mit der „Machtergreifung“ wird die FAUD aufgelöst. Ihre Anhänger, von denen viele gegen das neue Regime Widerstand leisten, sind der Verfolgung ausgesetzt. Weigand selbst wird bereits 1933 zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Im Rhein-Main-Gebiet bauen die Anarchosyndikalisten zumindest für einige Monate ein Netzwerk auf, über das antifaschistische Tarnschriften verteilt werden. Aber der Gestapo gelingt letztlich die weitgehende Zerschlagung der illegalen Netzwerke. 1935 kommt es schließlich vor dem Strafsenat des Oberlandesgerichts Darmstadt zum Prozess gegen 11 FAUD-Mitglieder – unter ihnen ist auch Heinrich Weigand.

Die Anklage: „Vorbereitung zum Hochverrat“. Das Urteil für Weigand: zweieinhalb Jahre Haft, die er im Zuchthaus Marienschloss bei Butzbach verbüßt. Doch am 15.07.1937, dem Tag seiner Haftentlassung, wartet ein Fahrzeug der Gestapo vor dem Gefängnistor. Bis zum Ende des Krieges ist er Häftling in den Konzentrationslagern Dachau und Flossenbürg. Nach eigenen Angaben gelingt ihm im April 1945 während der Evakuierung Flossenbürgs schließlich die Flucht. Er kehrt nach Darmstadt zurück und heiratet kurze Zeit später. Aus der Ehe gehen zwei Kinder hervor. In einem langjährigen Verfahren kämpft er um eine angemessene Wiedergutmachung als politisch Verfolgter, vorrangig eine, die seine verminderte Arbeitsfähigkeit durch die erlittenen Misshandlungen während seiner KZ-Haft anerkennt. 1953 wird ihm schließlich eine Entschädigung zuerkannt. Heinrich Weigand stirbt 1971 in Haslach /Baden-Württemberg.

Schreibstubenkarte KZ Dachau, 1.1.6.7/10777938, ITS Digital Archive, Bad Arolsen / Copy in conformitiy with the ITS Archives
Bernhard erläutert die Kriterien der Schreibstubenkarte von Heinrich Weigand
„Bernhard S. / Schreibstubenkarte 001“

* 08.05.1909 in Darmstadt-Arheilgen
1930: Eintritt in die Freie Arbeiter Union Deutschland (FAUD)

1933: Festnahme wegen illegalen politischen Aktivitäten in der FAUD – 1 Jahr Haft
15.11.1935: Erneute Verhaftung (mit anderen FAUD-Mitgliedern). Urteil durch den Strafsenat des Oberlandesgerichts Darmstadt wegen
„Vorbereitung zum Hochverrat“: 2 ½ Jahre Haft.
02.12.1935: Einlieferung in das „Zuchthaus Marienschloss“.
15.07/17.07.1937: „Inschutzhaftnahme“ durch die Darmstädter Gestapo und Verschleppung in das Konzentrationslager Dachau.
27.09.1939-02.03.1940: Überstellung in das Konzentrationslager Flossenbürg – danach wieder KZ Dachau.
19.09.1944: Gescheiterte Flucht aus dem Dachau-Außenkommando Königssee (Berch-tesgadener Land). Zuchthaus Berchtesgaden. Rücktransport nach Dachau.
12.01.1945: Einlieferung in das Konzentrations- lager Flossenbürg
April 1945: Erfolgreiche Flucht während der Lagerräumung des KZ Flossenbürg
Rückkehr nach Arheilgen

1945: Heirat – 2 Kinder
1953: Zuerkennung einer Entschädigungs- zahlung im Wiedergutmachungsverfahren für die erlittenen Misshandlungen.
28.09.1971: Heinrich Weigand
stirbt in Haslach im Kinzigtal

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