Also, es hat definitiv Verbindungen zur Gegenwart, klar. Aber trotzdem fühlt es sich irgendwie an, als wäre es in einer Parallelwelt passiert, mit der man eigentlich nichts zu tun hat und die deshalb so weit weg wirkt. Doch als ich vor diesen historischen Gebäuden stand, wurde mir plötzlich bewusst, wie nahe mir diese Vergangenheit eigentlich ist.
Dieses Erlebnis hat mir unglaublich geholfen, diese Zeit als Teil meiner realen Welt zu erkennen. Ich hatte das Gefühl, dass die NS-Zeit oft als etwas behandelt wird, das in einer anderen Dimension stattgefunden hat.
Aber das hier, das hat hier, genau an diesem Ort, stattgefunden. Der ganze Prozess war für mich total intensiv. Wir haben uns mit den Geschichten vieler einzelner Personen auseinandergesetzt, dadurch wurde mir immer mehr klar, dass es nicht einfach nur anonyme Menschen waren, die gelitten haben. Es waren Individuen, deren Leben auf so grausame Weise zerstört wurde, die brutal ermordet wurden.
12:11
Bei uns in der Gruppe hatten verschiedene Menschen unterschiedliche Kapazitäten und Emotionen in Bezug auf das Thema. Für manche war es eher eine sachliche Betrachtung, während es für andere sehr emotional war. Das hatte natürlich seine Berechtigung. Erschöpfend war die Fahrt aber auf jeden Fall.
Aber das Gute war, dass wir in unserer Gruppe offen darüber sprechen konnten. Jeder hatte Raum, nach seinen eigenen Bedürfnissen zu handeln und zu fühlen. Ich hab vor allem Wut gefühlt, gerade auch bezogen auf den jetzigen Rechtsruck und werde diese Wut nutzen, um im Alltag weiter politische Arbeit zu leisten. Dieser Bezug aufs Jetzt war mir persönlich wichtig.