„In der Pubertät ist das, glaube ich, auch so, dass man das wahnsinnig ernst nimmt. Alles. Ich bin dann direkt zu meiner Tante geradelt. Mein Onkel war zu dem Zeitpunkt schon gestorben … Sie lebte dann allein. Es war nachmittags um vier, da hat sie Kaffee aufgesetzt und mir ihre ganze Geschichte erzählt.
Alles, was ich von ihr noch nicht wusste, wie es dazu gekommen ist, dass sie ins KZ kam, wie es im KZ war und ihr Leben danach verlaufen ist. Und das Ganze dauerte bis nachts um drei. Es war …eine meiner intensivsten Nächte in meinem Leben. Und das hatte auch noch einen sehr schönen Abschluss.
Nämlich so, wie die Geschichte anfing, dass sie gerne steppte, dass sie gerne Jazz hörte, so endete die Geschichte auch. Sie hat dann die Stühle weggeräumt und ihre Schuhe angezogen, ihre Musik aufgelegt und dann steppte sie noch eine halbe Stunde für mich, mitten in der Nacht. Da war sie ja auch schon Ende sechzig.“
Esther H. / 2023
21:54